Auch ich in Arkadien - Goethe am Gardasee

'Wie sehr wünschte ich meine Freunde einen Augenblick neben mich, dass sie sich der Aussicht freuen könnten, die vor mir liegt'. (Johann Wolfgang von Goethe: Italienische Reise. Torbole, 12.9.1786)

Goethe-Büste in Malcesine am Gardasee

Mit den obigen Worten beginnt Johann Wolfgang von Goethe die Beschreibung seines kurzen und nicht ganz ungefährlichen Aufenthalts am Gardasee. Nachdem er eine Nacht in Torbole verbracht hatte, reiste er am Morgen des 13. Septembers 1786 Richtung Süden. Da es keine Uferstraße gab, heuerte er ein Boot mit zwei Ruderern an. Als der Wind drehte, und ihnen von Süden die Ora entgegenblies, mussten sie in Malcesine anlegen. Goethe versuchte das Beste aus dem unfreiwilligen Halt zu machen. 'Diesen Aufenthalt will ich so gut als möglich nutzen, besonders das Schloß zu zeichnen, das am Wasser liegt und ein schöner Gegenstand ist.'

Scaligerburg in Malcesine am Gardasee

Zwar war Goethe sich bewusst, dass er das österreichische Kaiserreich verlassen hatte und sich auf venezianischem Gebiet befand. Dass die alte Scaligerburg für die Bewohner der Republik Venedig eine militärische Bedeutung haben könnte, kam ihm nicht in den Sinn. Also begann er zu zeichnen. Nach einer Weile merkte er, wie sich immer mehr Menschen um ihn sammelten. Einer pöbelte ihn an und zerriss seine Zeichnung. Ein anderer nannte ihn einen Spion. Goethe versuchte, die Sache aufzuklären. Als er sagte, er sei aus Frankfurt am Main, rief man einen Mann, der dort gelebt hatte und ihn von den Vorwürfen freisprechen konnte.

Goethes Zeichnung der Scaligerburg in Malcesine am Gardasee

Goethes Abenteuer endete glimpflich. Gegen Mitternacht bestieg er ein Schiff, das ihn an die andere Seeseite brachte. Von dort aus konnte er viele Ortschaften erkennen: 'Da, wo an der Abendseite das Gebirge aufhört, steil zu sein, und die Landschaft flächer nach dem See fällt, liegen in einer Reihe, in einer Länge von ungefähr anderthalb Stunden, Gargnano, Boiacco, Cecina, Toscolan, Maderno, Verdom, Saló, alle auch wieder meist in die Länge gezogen. Keine Worte drücken die Anmut dieser so reich bewohnten Gegend aus.' Am nächsten Morgen kam er in Bardolino an und setzte seine Italienreise in Richtung Verona fort.

Heute erinnert in Malcesine eine Gedenktafel und eine Bronzebüste an den Besuch des deutschen Dichters. Außerdem wurde in der Scaligerburg ein kleines Museum eingerichtet, in dem sich auch einige der Zeichnungen befinden, wegen denen Goethe damals fast verhaftet worden wäre. Nähere Informationen findet man unter: www.malcesinepiu.org .