Il Vittoriale - Das bizarre Reich Gabriele D'Annunzios
Oberhalb von Gardone Riviera, nicht weit von André Hellers Botanischen Garten entfernt, liegt das Vittoriale degli italiani, ehemals Wohnsitz des italienischen Dichters Gabriele D’Annunzio. Der extravagante und durch seine Nähe zum italienischen Faschismus umstrittene Dichter erhielt das neun Hektar große Areal 1921 als Schenkung Mussolinis, nachdem der Vorbesitzer, der deutsche Kunsthistoriker Henry Thode, enteignet wurde. Mit dem Architekten Giancarlo Maroni verwandelte D’Annunzio das Areal in eine bizarre Inszenierung seines eigenen Lebens.
So hängt an der Decke des Priora genannten Wohnhauses ein Flugzeug vom Typ SVA 10, mit dem der kriegsvernarrte Poet kurz vor Ende des ersten Weltkrieges propagandistische Flugblätter über Wien abwarf. Andernorts ist das Torpedoboot MAS 96 zu sehen, das 1919 bei der Besetzung der Stadt Fiume (heute Rijeka) eine Rolle spielte. Auf die Spitze getrieben wird das militärische Sammelsurium durch den kompletten Bug der Puglia, einem Kreuzer, auf dem D'Annunzio am Kriegsgeschehen in Dalmatien teilnahm und der auf sage und schreibe zwanzig Eisenbahnwaggons verteilt seinen Weg in die Gartenanlage des Vittoriales fand.
Kurz nach D'Annunzios Tod entwarf Giancarlo Maroni ein Mausoleum im Stil einer etruskisch- römischen Grabstätte, das aber erst 1955 gebaut wurde. Hier ruhen nicht nur die Gebeine des exzentrischen Dichters, sondern auch die einiger Kameraden, die bei der Besetzung Fiumes an seiner Seite waren. Ebenfalls in den fünfziger Jahren (nach Plänen D'Annunzios) entstand das Freilichttheater Parlaggio. Dieses erinnert an das Amphitheater von Pompei sowie an das griechische Theater von Taormina und wird heute für Open-Air Veranstaltungen genutzt.
Nähere Informationen über den Museumskomplex Vittoriale degli italiani erhält man unter www.vittoriale.it. Informationen über und Karten für das Freilichttheater gibt es unter www.anfiteatrodelvittoriale.it. Wenn Sie das Vittoriale besichtigen, lohnt sich ein Abstecher in André Hellers Botanischen Garten. Näheres dazu unter: Zwischen Oleander und Baobab.